Das «Tüftelwerk» in Luzern bietet kostenlose Bastelworkshops zu «Aluminum Forest» an
Jetzt anmeldenMit gleich drei Werken ist die junge US-Amerikanerin Katherine Balch bei Lucerne Festival Forward vertreten. Neben der Klanginstallation Aluminum Forest (die sie gemeinsam mit Ted Moore in der Peterskapelle realisiert) und dem Violinsolo Responding to the Waves stellt sie am 16. November auch ihr Orchesterstück Chamber Music vor.
«Chamber Music for Orchestra»: Titel und Besetzungsangabe klingen wie ein Widerspruch in sich – und führen doch ins Zentrum Ihrer Werkidee, oder?
Ja! Es interessiert mich sehr, die kammermusikalische Intimität einzelner Gruppen in einem Ensemble zu erkunden und den Tutti-Sound des Ensembles dabei als eine Möglichkeit zu nutzen, um diese Intimität zu intensivieren. Der widersprüchliche Titel verleiht dem Ganzen etwas Spielerisches, für die Ausführenden wie für die Zuhörer*innen.
Als «intimes Gespräch unter Freund*innen» haben Sie Chamber Music charakterisiert: Wie komponiert man für ein grosses Ensemble, damit sich so etwas wie eine kammermusikalische Musizierhaltung – das genaue Aufeinander-Hören der Musiker*innen, die Bedeutung des Einzelnen, nicht bloss der Gruppe – einstellt? Und dass auch die Hörer*innen die Feinheiten des dichten musikalischen Gewebes wahrnehmen?
Bei Lucerne Festival Forward erklingt ja die Sinfonietta-Fassung meines Stücks, nicht die Version für grosses Orchester. Der Kontrast zwischen dem Solo- und dem Tutti-Material fällt deshalb weniger offensichtlich und dramatisch aus. Dennoch hoffe ich, dass sich der Eindruck eines quicklebendigen Dialogs, von plaudernden und tratschenden Duos und Trios innerhalb der Register und von Zusammenkünften verschiedener Ensemblegruppen einstellt. Ich weiss nicht, ob es darum geht, dabei in irgendeinem soziopolitischen Sinne zwischen dem «Einzelnen» und der «Gruppe» zu unterscheiden. Vielmehr möchte ich mit der Frische und Gewandtheit spielen, die sich ergibt, wenn man für ein Orchester solistisch schreibt – und herausfinden, wie diese Gewandtheit selbst im grossbesetzten Tuttiklang zu erreichen ist. Es ähnelt dem Gefühl, das uns in einem lauten Restaurant befällt, wenn wir uns nicht entscheiden können, ob wir die uns umgebende Klangkulisse als ein Rauschen wahrnehmen oder ob wir uns, bewusst hinhörend, in eines der Gespräche «hineinzoomen».
Chamber Music scheint teilweise auch der Natur «abgelauscht», etwa in der «whisper music» des ersten Teils, oder?
Der Natur sollte man immer zuhören. Ich liebe «Lauschangriffe», und am liebsten belausche ich die Natur.
Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) | Mariano Chiacchiarini | Patricia Kopatchinskaja