«Dona nobis pacem» – Patricia Kopatchinskaja inszeniert mit dem Kuratoren-Team von Lucerne Festival Forward ein neues Konzert und thematisiert darin Leid und Gewalt in Zeiten des Krieges.

Für die vierte Ausgabe des Forward-Festivals für zeitgenössische Musik vom 15. bis 17. November 2024 schliesst sich die Geigerin Patricia Kopatchinskaja den Contemporary Leaders von Lucerne Festival an, die das Festival auch in diesem Herbst kuratieren: Die Gruppe aus ausgewählten ehemaligen Teilnehmer*innen der Lucerne Festival Academy bringt gemeinsam mit Patricia Kopatchinskaja deren neues Konzertprojekt «Dona nobis pacem» auf die KKL-Bühne. Dabei ist auch der Chor des ukrainischen Kulturzentrums «Prostir», der aus Ukrainer*innen besteht, die vorübergehend ihr Land aufgrund des russischen Angriffskriegs verlassen mussten und in Luzern eine neue künstlerische Heimat gefunden haben. Ein weiteres Highlight des langen Wochenendes für Neue Musik ist die Klanginstallation Aluminium Forest von Katherine Balch und Ted Moore in der Luzerner Peterskapelle, die auch von Luzerner*innen selbst in vorangehenden Workshops mitgestaltet wird.

Insgesamt vier Konzerte, ein Familienkonzert und die Klanginstallation mit zugehörigen Workshops haben die Kurator*innen unter der Leitung von Contemporary-Leiter Felix Heri und Dramaturg Mark Sattler für das Forward-Wochenende im Herbst zusammengestellt. Patricia Kopatchinskaja führt am Samstagabend, dem 16. November, das Violinkonzert des amerikanischen Komponisten Michael Hersch auf. Für ihr neues inszeniertes Konzert «Dona nobis pacem» am Sonntagabend verwendet sie Musik von Galina Ustwolskaja, Michael Hersch, Blaise Ubaldini, Hannah Kendall und Samir Odeh-Tamimi, ein neues Werk der ukrainischen Komponistin Anna Korsun und ukrainische Chormusik. Zusätzlich kommt ein Tonband zum Einsatz, das Kopatchinskaja selbst im Freiburger Experimentalstudio des SWR produziert hat, es suggeriert eine Kriegskulisse.

«Ich wollte wissen, wie es ist, wenn man sich vorstellt, der Konzertsaal wäre ein Bunker, in dem man gemeinsam Schutz sucht, und da draussen geht die Welt unter», kommentiert Patricia Kopatchinskaja ihren Ansatz. «Wie ist es, wenn man nicht weiss, was einen erwartet, wie lange der Tod auf sich warten lässt. Wie es denen geht, die sich nicht schützen können. Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, waren wir noch ganz am Anfang unserer Erschütterung. Nun erleben wir noch mehr Kriege und wissen umso weniger, wie wir damit umgehen sollen. Singt man vielleicht ein Kinderlied vor sich hin, oder spricht man ein Gebet? Hat die Musik überhaupt einen Sinn, wenn man um sein Leben ringt?»

Das Festival beginnt am Freitagabend in der Peterskapelle in der Luzerner Innenstadt. Inmitten der Klanginstallation Aluminium Forest aus Aluminium-Windspielen erklingt unter anderem Sofia Gubaidulinas Werk Quattro von 1974. Die Ukrainerin Anna Korsun lässt mit Megafon-Signalen eine apokalyptische Klangwelt aus Gesängen, Geräuschen und Textfragmenten entstehen, dargeboten unter anderem von Mitgliedern des «Prostir»-Chors. Von der amerikanischen Komponistin Katherine Balch erklingen im Konzertsaal des KKL Luzern am Freitagabend die Schweizer Erstaufführung von Responding to the Waves sowie am Samstag die europäische Erstaufführung von Chamber Music. In einer Late Night am Samstag verbindet Anthony Braxtons Composition No. 255 Improvisation und Notation, experimentellen Jazz und europäische Avantgarde. In Catherine Lambs line/shadow erwartet das Publikum eine tranceartige, hypnotische Hörerfahrung, in ihrer Partitur gibt sie nur wenige verbale Spielanweisungen. Das Familienkonzert «Tubalirum» am Sonntagmorgen wurde von Rachel Koblyakov, Jack Adler-McKean und Noè Rodrigo Gisbert entwickelt, Tuba und Geige treffen aufeinander – mit Musik von Bach bis Boulez sowie zwei Uraufführungen von Jonas Achermann und Christoph Johannes Pfändler.

Zur Medienmitteilung

Entdecken Sie hier das Programm von Lucerne Festival Forward 2024
Der Vorverkauf startet am 6. August 2024 um 12.00 Uhr. Ab dann können sich Interessierte auch für die Workshops des Aluminium Forest über die Website des Tüftelwerks anmelden.