Und los geht’s! Am Montag, 20. November 2023 machte sich das 16-köpfige Ensemble des Lucerne Festival Contemporary Orchestra und Dirigent Mariano Chiacchiarini, zusammen mit dem Regieteam und der Stagecrew auf den Weg nach Huddersfield, England. Begleitet haben uns die australische Komponistin Liza Lim und der nigerianisch-schweizerische Komponist Charles Uzor, deren Werke «8’46’’», «Katharsis Kalkül» und «Multispecies Knots of Ethical Time» wir am diesjährigen Huddersfield Contemporary Music Festival präsentierten. Alle drei Stücke wurden am Vortag bereits bei Lucerne Festival Forward zur Aufführung gebracht, wobei «Katharsis Kalkül» und «Multispecies Knots of Ethical Time» als Auftragswerke von Lucerne Festival und Uraufführungen erklangen.
Die Reise verlief planmässig und um zirka 18.15 Uhr Ortszeit, landeten wir, wie auch alle Instrumente, gesund und munter auf englischem Boden. Am Flughafen Manchester empfingen uns zwei nette Fahrer mit zwei Kleinbussen, welche uns sogleich weiter nach Huddersfield fuhren. Das Licht im Bus war schummrig, die Stimmung angeregt, gefüllt mit Geschichten und Lacher. Nach zirka 40 Minuten erreichten wir das Briar Court Hotel etwas ausserhalb des Stadtzentrums. Nachdem wir alle eingecheckt hatten, vergingen keine fünf Minuten bis das Handy vibrierte und im Gruppenchat aktiv über Abendessenspläne diskutiert wurde. Thema Nummer eins war der Besuch beim Geldautomaten, denn im bangladeschisch/indischen Restaurant «Grameen Lounge» ein paar Meter die Strasse hinauf war nur Barzahlung möglich. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend und genossen trotz der östlichen Küche die doch englische Stimmung, nicht zuletzt wegen des uns eher unbekannten Yorkshire Akzents der freundlichen Bedienung. Um zirka 22.00 Uhr machten wir uns wieder auf ins Hotel und sagten gute Nacht.
Nach gemütlichem Frühstücken und individuellem Arbeiten oder Spaziergängen bei sonnigem Wetter, brachten uns die Shuttles am Dienstag, 21. November zur St Paul’s Hall, gleich neben der University of Huddersfield. Während der Generalprobe wurde schnell klar, dass der Kirchenraum eine ganz eigene musikalische Atmosphäre erzeugte, welche die Stücke gleichzeitig intimer und intensiver wirken liess. Nachdem Auf und Abgänge geklärt, alle Lautsprecher angesteckt und letzte organisatorische Details besprochen waren, scheuchte uns der technische Leiter um 17.15 Uhr auf nette aber bestimmte Art aus der Kirche. Es war Zeit für die obligatorische Erholungspause vor dem Konzert. Somit machte sich das Ensemble und Team erneut auf Nahrungssuche und kehrte etwa eine Stunde vor Konzertbeginn gestärkt wieder zurück in den Konzertsaal. Schon bald trafen die ersten vorfreudigen Gäste ein. Während des Einlasses warteten Ensemble und Dirigent im winzigen Hinterraum der Kirche auf das Zeichen unserer souveränen Stage-Managerin.
Das Konzert hatte begonnen.
Die Stimmung nach dem Konzert um zirka 21.15 Uhr war ausgelassen und feierlich. Das altersmässig gut durchmischte Publikum zeigte grosses Interesse an den neuzeitigen Klängen, der Verschmelzung von Musik und Video in Liza Lims Werk, sowie der sensiblen Übermittlung eines tragischen Events von Charles Uzor. Neben schier unaufhörlichen Umarmungen und Glückwünschen wurde zwischen Musikern und Publikum, sowie Verwandten und Bekannten noch eine Weile über das Gehörte und Gesehene diskutiert und vermutlich auch philosophiert.
Um 21.30 Uhr erklang erneut die tragende Stimme des technischen Leiters mit der Bitte an die Gäste, sich nun auf den Heimweg zu machen. Das war für uns ebenfalls der Startschuss, diese schöne Konzertstimmung langsam aufzulösen. Die eigenen Instrumente wurden gereinigt und verstaut, die Mietinstrumente fein säuberlich wieder so hinterlassen wie sie angetroffen wurden.
Wieder im Hotel angekommen zelebrierten wir den vergangenen Abend in einem nahegelegenen Pub, bevor sich die vertieften Gespräche bis in den frühen Morgen hinein in der Hotel Lobby weiterführten.
Und so schnell geht’s! Ehe wir es uns versahen, befanden wir uns alle wieder auf unseren individuellen Heimreisen. Die schönen Erinnerungen bleiben, die Vorfreude auf das nächste Wiedersehen ist gross.
Sabrina Eichenberger (Praktikantin Lucerne Festival Academy)