Zum 100. Geburtstag gab es bei den Donaueschinger Musiktage ein opulentes Programm. So waren neben den beiden Konzerten mit dem «Hausorchester» des SWR das Orchestre Philharmonique du Luxembourg und unser Lucerne Festival Contemporary Orchestra LFCO eingeladen – ehrenvoll für den neu gegründeten Klangkörper von Lucerne Festival.
Das Besondere am Konzert des LFCO, besonders auch im Vergleich mit den anderen Orchesterkonzerten, war die Besetzung: Wegen der Corona-Pandemie wurden die beiden Komponisten der Auftragswerke gebeten, für eine Kammerorchester-Besetzung zu schreiben. Zudem hat Christian Mason in seinem Werk «Into the Distance» daraus drei kleine Orchestergruppen um das Publikum positioniert. Ohrenscheinlich verschwanden die Musiker*innen nicht im grossen Tutti, ihre Qualität konnte sich umso deutlicher entfalten und grosse Wirkung erzielen. In Milica Djordjevićs «čvor» waren «nur» Bläser, Klavier und Schlagzeuger im Einsatz, aber in welcher Klangdichte, -fülle und stärke: in einem durchgehenden Fortissimo-Klangstrom wurde eine Dampfkessel-Energie erzeugt, die durch Mark und Bein ging. Zum Abschluss dann «Polyphonie X» von Pierre Boulez. Der Titel ist Programm: Kontrapunktischer und die 18 Instrumente in alle möglichen Kombinationen von Duos, Trios bis hin zu orchestralen Klangfeldern zu führen, geht es nimmer. Jeder einzelne Musiker, jede einzelne Musikerin ist hier Solist – und so haben sich die Musiker*innen des LFCO auch präsentiert. Grosser Applaus und tolle Reaktionen von Besucher*innen danach über das Programm und die Interpretation des LFCO. Nach dieser Interpretation von «Polyphonie X» kam die These auf: Hätte Boulez sie gehört, würde er das Stück aus der Verbannung zurückholen. Für dieses von Boulez zurückgezogene Werk hatte Lucerne Festival die exklusive Erlaubnis für zwei Aufführungen in Luzern und Donaueschingen.