Isaak Stern spielt das Finale aus Tschaikowskys Violinkonzert
Seit zehn Jahren, seit dem 75. Jubiläum von Lucerne Festival im Sommer 2013, machen wir in der CD-Reihe «Historic Performances» zahlreiche Sternstunden aus der langen Festspielgeschichte zugänglich – gemeinsam mit dem Label audite, das dafür die Originalbänder aus dem Archiv von Schweizer Radio und Fernsehen SRF klanglich sorgfältig restauriert.
Die Aufnahmen werden um zahlreiche bislang unveröffentlichte Fotos aus dem Festival-Archiv ergänzt und von ausführlichen Essays begleitet, die die Künstler*innen portraitieren und wichtige Informationen zu den biografischen, historischen und interpretationsgeschichtlichen Hintergründen der Konzerte liefern. Eine klingende Festspielgeschichte!
Ausgewählt werden herausragende Aufführungen legendärer Künstler*innen. Und weil bei Lucerne Festival seit jeher auftrat, was in der Musikwelt Rang und Namen hatte, liest sich das «Personal» der «Historic Performances»-CDs wie ein Who’s Who der Klassik: Claudio Abbado, Géza Anda, Ernest Ansermet, Karl Böhm, Robert Casadesus, Annie Fischer, Dietrich Fischer-Dieskau, Leon Fleisher, Pierre Fournier, Ferenc Fricsay, Wilhelm Furtwängler, Carlo Maria Giulini, Clara Haskil, Armin Jordan, Herbert von Karajan, Otto Klemperer, Paul Kletzki, Rafael Kubelík, Lorin Maazel, Igor Markevitch, Edith Mathis, Nathan Milstein, Dimitri Mitropoulos, John Ogdon, Wolfgang Schneiderhan, Carl Schuricht, Elisabeth Schwarzkopf, Irmgard Seefried, Isaac Stern, George Szell und und und …
Es ist die Live-Situation, die ganz besondere Festivalatmosphäre, die diese Interpretationen so bezwingend, begeistern und berührend macht: von Wilhelm Furtwänglers letztem Dirigat der Neunten Beethoven bis zum 50. Festspieljubiläum im Sommer 1988, als Claudio Abbado und das Chamber Orchestra of Europe genau jene Werke musizierten, die ein halbes Jahrhundert zuvor Arturo Toscanini für sein legendäres Galakonzert ausgewählt hatte, die «Geburtsstunde» von Lucerne Festival. Vielfach scheint zudem der jeweilige historische Kontext direkt in die Aufführung einzufliessen. So dirigierte der Exil-Tscheche und Wahl-Luzerner Rafael Kubelík im Sommer 1968, wenige Tage nach der brutalen Niederschlagung des «Prager Frühlings» durch die Truppen des Warschauer Pakts, eine furiose Aufführung von Tschaikowskys Vierter Sinfonie. Und auch dem Gastspiel der Tschechischen Philharmonie, die im Jahr darauf als erstes Orchester aus dem Ostblock überhaupt nach Luzern kam (u. a. mit George Szell), wohnt eine besondere Spannung inne.
Die «Historic Performances» wurden mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen bedacht, darunter der Diapason d’or, der Preis der deutschen Schallplattenkritik und der International Classical Music Award (ICMA).
Übrigens: audite feiert sein 2023 sein 50. Labeljubiläum.