Der ungarische Meisterpianist war Lucerne Festival eng verbunden – als Solist und Pädagoge.
Vor genau 100 Jahren, am 19. November 1921, wurde Géza Anda in Budapest geboren, trat bereits als 13-Jähriger in die dortige Franz-Liszt-Akademie ein und konnte vier Jahre später in Ernst von Dohnányis Meisterklasse wechseln. Nach ersten Erfolgen u. a. in Deutschland, wo ihn Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker als Solisten verpflichteten, floh Anda 1943 vor der drohenden Einziehung zur Wehrmacht in die Schweiz – und blieb. 1953 erhielt er das Schweizer Bürgerrecht, im selben Jahr stellte er sich auch bei Lucerne Festival vor: Unter der Leitung Eugen Jochums interpretierte er Tschaikowskys Erstes Klavierkonzert, eines seiner lebenslangen «war horses».
Das Debut war ein voller Erfolg – die Neue Zürcher Zeitung rühmte Andas «stupende Technik», sein «sprühendes Temperament» und seine «Klangpoesie» –, und so konnte man den ungarischen Meisterpianisten von 1955 bis 1969 jährlich in Luzern erleben: Er traf auf Clara Haskil, Pierre Fournier und Wolfgang Schneiderhan, arbeitete mit Dirigenten wie Karl Böhm, Carlo Maria Giulini, Otto Klemperer oder George Szell zusammen und widmete sich mit dem English Chamber Orchestra, als Pianist und Dirigent in Personalunion, ausgewählten Mozart-Konzerten; seine Einspielung der Mozart-Konzerte auf Schallplatte sollte Anda dann allerdings mit der Camerata Academica des Salzburger Mozarteums realisieren. Von Edwin Fischer übernahm Anda ausserdem die Leitung der Klavierklasse bei den Luzerner Meisterkursen. Und auch wenn sich sein Abgang von dieser Position im Jahr 1968 im Unfrieden vollzog, kehrte er 1969 und 1973 noch zweimal für Klavierabende zurück nach Luzern.
In Erinnerung an den herausragenden Pianisten erscheint im Februar 2022, im Nachgang zu seinem Jubiläum, eine ihm gewidmete CD in der Reihe «Historic Performances». Sie enthält sämtliche vom Schweizer Rundfunk mitgeschnittenen Auftritte Géza Andas bei Lucerne Festival: Klavierkonzerte von Johann Sebastian Bach (mit Clara Haskil) und Béla Bartók, dirigiert von Ferenc Fricsay, Herbert von Karajan und Ernest Ansermet.
Malte Lohmann | Redaktion